Eigentlich müsste Elisabeth Maurus, alias „Lissie“ so bekannt sein, dass sie wegen des riesigen Fanandrangs nur noch in großen Hallen auftreten kann. Gerade ist ihr viertes Album erschienen, „Castles“. Alles in allem hat sie für dieses und die drei vorhergehenden Alben ca. 50 Stücke geschrieben. Jedes ist auf seine Art fantastisch. Es gibt rockige, folkige Stücke und nachdenkliche Balladen. Und alle Stücke passen perfekt zu Lissies einzigartiger kraftvoller und ausdrucksstarker Stimme. Nie kopiert Lissie sich selbst, jedes Stück ist ein Original. Keines ist flach oder langweilig, sie sind allesamt mitreißend, intensiv oder auch gefühlvoll.
2010 erschien ihr erstes Album, „Catching a Tiger“. Die Single „When I’m alone“ wurde sogar in den vermufften deutschen Rundfunkanstalten regelmäßig gespielt und hielt sich 10 Wochen in den deutschen Top 100. 2013 erschien das zweite Album „Back to forever“, 2016 „My wild West, zwischendurch zwei Live-Albem und nicht weniger als fünf EPs, unter anderem mit ein paar tollen Coverversionen von Songs wie Bad Romance (Lady Gaga) oder Stairway to Heaven (Led Zeppelin). Nach dem zweiten Studioalbum, das nicht an den Verkaufserfolg des ersten anknüpfen konnte, kündigte Columbia Records den Vertrag. Lissie zog sich etwas zurück und kaufte sich eine Farm in Iowa. Eigentlich könnte sie auch als Model durchgehe, doch ihre Live-Shows bestreitet sie ungeschminkt im Jeans-Outfit und irgendwie ist sie tief in ihrem Herzen wohl Country-Girl geblieben.
Merkwürdigerweise spielt Lissie nicht in den großen Hallen, sondern in kleinen Clubs. In Hamburg trat sie 2010 in Knust auf. Schon im Frühjahr 2011 kam sie mit ihrer Band wieder und trat im Übel und Gefährlich auf. Zwei Jahre später rockte sie im Mojo Club und nach zwei weiteren Jahren, 2015, kam sie ohne Band und bestritt nun ganz alleine, nur mit einer Akustikgitarre, das Programm im Grünspan. Jetzt tourt sie mit einer neuen Band durch Europa und wählte in Hamburg die kleine Nochtwache als Aufführungsort. Dort hatten Lissie und ihre vier Musikerinnen und Musiker Mühe, überhaupt genug Platz zu finden. Bei jedem ihrer Auftritte in Hamburg vergisst sie nicht, „Heinz“ zu begrüßen, der unter den Zuschauern weile und der als Student einst einige Zeit bei Familie Maurus in Rocl Island, Illinois gewohnt hatte, als Lissie noch klein war: „That was long time ago!“
Geboren wurde sie 1982. Rock Island ist ein kleines Städtchen im Norden von Illinois, drei Stunden von Chicago entfernt, und liegt direkt am Mississipi, der die USA von Norden nach Süden durchquert. Lissie fühlte sich zur Musik hingezogen, spielte als Kind die „Annie“ im gleichnamigen Musical und brachte sich auf der High School das Gitarren spielen bei. Da sie zu aufmüpfig war, wurde sie später von der High School geworfen. Sie besuchte ein College in Fort Collins in Colorado und war ein Auslandssemester lang in Paris. 2004 ging Lissie nach Los Angeles, um Musikerin zu werden. Ihr Manager vermittelte ihr ein paar Aufnahmen als Backgroundsängerin in London, so kam Lissie in Kontakt zu einigen englischen Musikern und lebte einige Zeit in London.
Nach ihrer Solotour ist Lissie nun mit einer neuen Band unterwegs. Während sie früher mit einigen recht coolen Jungs in ihrem Alter unterwegs war, wird Lissie nun von einer Band begleitet, die deutliche jünger ist als ihre Frontfrau. Lissie ist nun nicht mehr nur dies, sondern offenbar Chef und freut sich, wenn ihren jungen Musiker die noch etwas fremden Stücke routiniert spielen können. In der ausverkauften Hamburger Hamburger Nochtwache gab es 15 Stücke plus zwei Zugaben. So stand es schon vorher laut Setliste fest.
Die Lissie-Fans durften sich freuen, die mit vollem Einsatz, barfuß und in Jeans von Lissie vorgetragenen Stücke aus nächster Nähe genießen zu dürfen und nicht aus größerer Entfernung und vor einer hohen Bühne. Es gab einen Mix aus alten und neuen Stücken. Das neue Album ist etwas poppiger als die früheren und im offiziellen Video zu „Blood ans Muscles“ sieht man Lissie sogar zum ersten Mal geschminkt, wie eine Pop-Diva.
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