In den ausgehenden 1980er Jahren feierten die Jeremy Days große Erfolge und landeten mit dem Stück „Brand New Toy“ national und international einen Riesenhit. Die Gruppe hatte sich Mitte der 1980er Jahre in Hamburg gefunden, produzierte fünf Alben, gab unzählige Konzerte und trat als erste deutsche Gruppe mit englischen Texten in der ZDF-Hitparade auf. Zusammen mit den Rainbirds standen die Jeremy Days um Sänger Dirk Darmstaedter für flotten englischen Gitarrenpop, aber aus Deutschland.
1995 war dann Schluss. Die Bandmitglieder gingen jeder ihrer eigenen Wege. Dirk Darmstaedter gründete das Independent Kabel tapete records und startete eine Solo-Karrriere. Keyboarder Louis Oberländer betätigte sich als Produzent und wanderte 2005 nach Los Angeles aus, wo er als Schauspieler in Kurzfilmen und Serien mitspielte. Gitarrist Jörn Heilbutt übernahm das Hafenklang-Studio und produzierte hier Alben für verschiedene deutsche Künstler. Drummer Stefan Rager wurde am Theater aktiv und arbeitete mit Robert Wilson zusammen. Bassist Christoph Kaiser wurde Filmkomponist. 2003 gab es noch einmal eine zwischenzeitiche Reunion bei einem Benefiz-Konzert „Rettet den FC St. Pauli“. Doch dann war erneut Pause.
Ihr erstes „großes“ Konzert spielten die Jeremy Days 1990 in den Hamburger Docks und etwas über 28 Jahre später standen sie nun dort wieder auf der Bühne. Der einstige Tourmanager Frank Richter hatte die Idee, dass die Jeremy Days das 30-jährige Jubiläum nicht einfach so verstreichen lassen sollten. Dirk Darmstädter reichte die Idee an die einstigen Kollegen weiter und dann kam tatsächlich, 24 Jahre nach dem Ende, noch ein Live-Konzert in der alten Besetzung zusammen. Nur der Bassist von früher Christoph Kaiser fehlte. Er wurde von Stephan Gade ersetzt, der ebenfalls zum Dunstkreis der Band gehört.
Klassentreffen nannte die Musikpresse das Jubiläumskonzert, und das war es auch. Zur „Klasse“ gehörte aber nicht nur die Band, sondern auch das Publikum. Das Konzert war ausverkauft, das „Klassenzimmer“ bis auf den letzten Platz gefüllt. Nicht alle, aber doch ein großer Teil der Zuschauer stammten aus der alten Zeit. „Ihr feiert eure eigene Jugend“, kommentierte Louis Oberländer im späteren Verlauf des Konzerts die aus dem Publikum hervorbrechende Begeisterung. Die Show war für 20 Uhr angekündigt, die Musiker betraten pünktlich die Bühne, eine Vorgruppe, die den Auftritt verzögert hätte gab es auch nicht, es ging gleich los. Eine anfängliche Nervosität legte sich schnell. Selten wurde eine Reunion von Beginn so bejubelt. Die Woge der Begeisterung erfasste im Nu auch die Band. Die Männer um Dirk Damstaedter waren überwältigt: „Was soll ich denn morgen machen? Einfach nur mit dem Hund rausgehen?“, fragte sich Dirk Darmstaedter.
Und die Jeremy Days können es noch. Sie spielten ihre alten Songs mit einer Souveränität, als befänden sie gerade auf einer längeren Tournee und hätten nicht eine Pause von 24 Jahren gemacht. Zwischen den Titeln erzählten Dirk Darmstaedter und Louis Oberländer Geschichten oder griffen humorvoll die Zurufe aus dem Publikum auf.
Nach gut einer Stunde war der reguläre Teil des Konzerts vorbei, das Konzert selber aber noch lange nicht. Mehrmals gingen die Jeremy Days nach ein paar weiteren Stücken von der Bühne, wurden aber durch den Jubel stets zurück gerufen. In der Summe gab es fast noch eine weitere Stunde Musik, nur mit Zugaben. Nach so einer Resonanz kann man wohl kaum zur Tagesordnung übergehen, oder?
Antworten
Du musst angemeldet sein, um einen Kommentar abzugeben.