Das angekündigte erste Konzert der Tour 2019 vonAnnenMayKantereit in der Hamburger Sporthalle war so fix ausverkauft, dass gleich ein Zusatzkonzert angekündigt wurde, und auch das war ebenfalls ganz schnell ausverkauft, so wie inzwischen die ganze Tour 2019. Die Kölner Newcomer-Band ist inzwischen schon so populär, dass sie bald den Sprung in die ganz großen Hallen schaffen wird. Allerdings hatte es in Hamburg ein paar Wochen zuvor sogar noch ein Club-Konzert im vergleichsweise kleinen Mojo-Club auf der Reeperbahn gegeben, wahrscheinlich wurden die Karten dafür gar nicht öffentlich angeboten.
Der Name der Band setzt sich aus den Nachnamen der drei ursprünglichen Bandgründern zusammen: Christopher Annen, Henning May undSeverin Kantereit, später kam Malte Huck am Bass hinzu. Als Gast spielt Ferdie Schwarz in einigen Stücken die Trompete. Nicht gelernt, aber geübt haben die Musiker ihr Handwerk auf den Kölner Straßen als Straßenmusiker.Henning May hat sich dort durch lautes und elektronisch unverstärktes Singen eine Stimme zugelegt, die man sonst nur durch Jahrzehnte-langes Rauchen und Trinken erwerben kann. Seine raue Stimme und die sehr authentisch wirkenden Texte prägen den Charakter der Band, die im Übrigen eingängige Mainstream-Rockmusik spielt – kein Einheitsbrei, aber auch nicht übermäßig originell.
Das erste Album der Band „Alles Nix konkretes“ (2016) schlug ein wie eine Bombe. Zuvor hatte die Band mit ihrem Youtube-Kanal schon eine riesige Fan-Gemeinde versammelt. Obwohl fast alle Texte in Deutsch sind, fühlen sich doch auch viele des Deutschen nicht mächtige Musikfreunde durch den überzeugenden Vortrag von Henning May berührt und gefangen genommen.
Ende 2018 veröffentlichte die Band ihr zweites Album „Schlagschatten“. Es ist kein leichtes Unterfangen für eine Band, nach einem großartigen Debütalbum mit einem guten zweiten Album an den Erfolg anzuknüpfen und viele sind gescheitert. AnnenMayKantereit hat die schwierige Aufgabe aber recht gut gelöst. Das neue Album ist insgesamt etwas ruhiger, und es wirkt auch ein wenig so,als sei der Band etwas von der Leichtigkeit abhanden gekommen, mit der die Stücke und Texte des ersten Albums entstanden sind. Trotzdem ist auch das zweite Album ein gutes Stück Musik und live klingen die Studiostücke auch lebendiger und damit besser.
Die Show war eine ausgewogene Mischung aus schnörkellosem Vortrag und optischen Effekten. Zu Anfang spielte die Band auf einer Art Vorbühne, auf der zuvor noch die Vorgruppe Giant Rooks ihren halbstündigen Auftritt bestritten hatte und erinnerte an ihre musikalischen Wuzeln. Dann wurde der Vorhang gelüftet und ein paar Podeste kamen auf einer tiefen Bühne zum Vorschein, auf denen die Musiker sich im Laufe des Konzerts bewegen konnten. Im Hintergrund war eine große Wand aus weißen Papier(?)-Feldern installiert, die als Reflektor für Lichteffekte und auch als Leinwand für kleine Videoeinspielungen genutzt wurde. Noch ziemlich am Anfang des Abends entschuldigte sich Henning May für die schlechte Performance am Vortag beim Zusatzkonzert, dem ersten Konzert der Tournee überhaupt. Sie seien beim Auftaktkonzert nervös gewesen und deswegen auch schlecht. Heute wollten sie aber alles geben und eine fantastische Show bieten.Und das machten AnnenMayKantereit dann auch. Alte und neue Stücke fügten sich zu einem harmonischen Ganzen zusammen. Gegen Ende gab es die Smash-Hits „Pocahontas“und „Barfuss am Klavier“. Zwischendurch hatte die Gruppe sich auf die Zuschauertribüne an der Seite begeben und dort mitten im Publikum einen ruhigen fast-a-capella-Song geboten.
Zum langen und gelungenen Abend trug aber auch die Support-Band „Giant Rooks“ bei. Die Band kommt aus Hamm und gewann 2016 den NRW-Poppreis in der Kategorie Newcomer.
Die Musiker von Giant Rooks sind noch ausgesprochen jung, 2016 waren die meisten noch Schüler, der Rest hatte gerade sein Abitur gemacht. Sie treten aber auf, als ob sie schon ewig im Musikbusiness tätig sind. Frontmann Frederik Rabe sieht aus wie der Mädchenschwarm seiner Schule, hat auch das große, und mehrheitlich weibliche Publikum in der Sporthalle fest im Griff und animiert es im Nu zum mitsingen. Er ist eine echte Rampensau, ohne dabei affektiert oder aufgesetzt zu wirken und hat zudem eine interessante ausdrucksstarke Stimme. Die englisch betexteten zumeist poppigen Stücke von Giant Rooks sind vielseitig,- ruhige Balladen wechseln sich mit fetzigen rockigen Vorträgen ab. Giant Rooks werden sicher sehr schnell populär werden. In Kürze spielen sie eine Solotournee, die sie auch nach England führen wird. Das Konzert im Mai in der Hamburger Großen Freiheit ist schon ausverkauft.
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